Hier unsere Stellungnahme zum erneuten Brand im Abschiebegefängnis Hof:
Seit über drei Jahren, seit Oktober 2021, existiert in Hof Bayerns größte Abschiebehafteinrichtung. Das Gebäude steht in der Nähe der Jusitzvollzugsanstalt, es beinhaltet Platz für 150 Männer und Frauen, die dort in der Regel zwischen wenigen Tagen und mehreren Monaten zur Vorbereitung der Abschiebung untergebracht sind. Diese Menschen sind keine Straftäterinnen und Straftäter, sondern sie sind inhaftiert zur Vorbereitung der Abschiebung.
Der Verein „Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Hof e. V.“ nimmt zu den erneuten Bränden in der Abschiebehafteinrichtung wie folgt Stellung:
Am Dienstag, 3. Juni 2025 kam es wie bereits am 1. Dezember 2024 in der Abschiebehafteinrichtung in Hof zu Bränden. Die Gründe dafür sind vielfältig. Nach wie vor muss berücksichtigt werden, dass Menschen in Abschiebehaft kommen, die keine Schuld auf sich geladen haben. Manchen wird wegen gesetzlicher Änderungen die Arbeits- und/oder Aufenthaltsberechtigung entzogen, dann werden sie zur Vorbereitung der Abschiebung in Haft genommen.
Andere sind auf der Flucht und kommen ohne Visum nach Deutschland. Wenn die Fluchtgründe nicht ausreichen, um Asyl zu bekommen, werden sie in Abschiebehaft genommen. Die Bezahlung eines Schleusers wirkt sich dabei negativ aus. Wer in einem anderen europäischen Land bereits einen Asylantrag gestellt hat, muss in dieses Land zurück; auch wenn dort die Lebensumstände verheerend sind. Dies betrifft häufig Frauen, deren Herkunftsfamilien in anderen europäischen Ländern Asyl bekommen haben. Das sind längst nicht alle Gründe, die zu einer Abschiebung führen können.
Wer sich aus den genannten Gründen plötzlich hinter Gittern wiederfindet und seine Situation realisiert, gerät in eine sehr kritische Lage; viele Menschen wissen nicht, was auf sie zukommt, sie haben Angst, können nicht mehr schlafen und sehen sich bedroht. Nicht selten warten in ihren Heimatländern Obdachlosigkeit, Gewalt und Willkür. Hier in Deutschland haben sie ihre Arbeit verloren, gleichzeitig gibt es möglicherweise familiäre Bindungen, es gibt Männer, Frauen und Kinder, die hierbleiben und nun allein zurecht kommen müssen. In solchen Ausnahmesituationen ist es kein Wunder, dass es zu Handlungen kommt, die sonst undenkbar wären: zu Hungerstreik, zu Selbstverletzungen und Selbstmordversuchen.
Die Brände sind nach Ansicht der Vereinsverantwortlichen, die ehrenamtlich wöchentlich gesetzlich vorgesehene Beratungsstunden für die Gefangenen anbieten, ein Hilfeschrei von Menschen, die unschuldig inhaftiert sind. Diese Menschen haben keine Straftat begangen, sondern sind zur Vereinfachung der geplanten Abschiebung in Haft genommen worden. Als Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Gefangenen in ihrer schwierigen Situation zu beraten, ist dem Vorstand und den Mitgliedern bekannt, dass viele Flüchtlinge in Abschiebehaft unter Ängsten und Depressionen leiden, denn ihre Zukunft ist völlig unsicher. Die Betroffenen wissen nicht, wann sie abgeschoben werden, und was sie im Herkunftsland erwartet. Dazu kommt, dass es vor allem in der Abschiebehafteinrichtung in Hof personelle Probleme gibt. Für die Begleitung der Gefangenen wären speziell ausgebildete und erfahrene Beamtinnen und Beamte erforderlich. Häufiger Wechsel von Personal wirkt zusätzlich beunruhigend und wirkt sich nachteilig auf die Arbeit in der Einrichtung aus.
Hanna Keding aus Höchstädt und Nanne Wienands aus Schwarzenbach/Saale, beide sind Vorstand des Vereins und in der Beratung aktiv tätig, sagen wieder: „Wenn unsere Gesellschaft sich das Recht nimmt, Menschen zur Durchsetzung eines Verwaltungsaktes einzusperren, dann besteht auch die Pflicht, sie rechtlich und praktisch angemessen zu versorgen. Eine Einrichtung wie die Hofer Abschiebehaft zu belegen, ohne genügend speziell ausgebildetes und vorbereitetes Personal vorzuhalten, ist im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährlich. Es ist fahrlässig für die Betroffenen und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ Der Verein „Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Hof e. V.“ sieht durch die Abschiebehaft eine massive Verletzung der Menschenrechte gegeben und betont „Unsere Gesellschaft und die Wirtschaft in Deutschland braucht statistisch gesehen in jedem Jahr mindestens 400.000 Menschen, die nach Deutschland kommen um hier zu arbeiten. Es wäre weitaus besser und kostengünstiger, diejenigen Menschen, die bereits hier sind, auszubilden bzw. ihren Fähigkeiten und Kenntnissen entsprechend in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Stattdessen werden Menschen abgeschoben, die mehrere Sprachen sprechen, oft bereits seit Jahren hier leben und arbeiten und hochmotiviert sind, hier zu bleiben. Das ist weder menschlich, noch wirtschaftlich vertretbar und erzeugt unnötiges Leid.“